3-jähriger Junge: Unkontrollierte Wutanfälle

Der 3-jährige Patient kommt am 10.04.2007 wegen häufiger unkontrollierbarer Wutausbrüche in Behandlung. Bisher traten die Wutanfälle vor allem auf, kurz bevor er einen Entwicklungsschub gemacht hat, z. B. vor dem Laufen, vor dem Robben. Auch nach der Geburt seiner Schwester hatte der Junge 3 bis 4 Monate lang extreme Wutausbrüche, möglicherweise durch Eifersucht. In der Wut brüllt er sehr laut, bis sich die Stimme überschlägt, wehrt einen ab. In extremer Wut möchte er nicht angesehen oder angefasst werden.

Er ist völlig außer sich und bekommt seine Wut ganz schlecht selber unter Kontrolle. Nach dem Anfall weint er und braucht dann viel Trost. Er würde in der Wut auch gerne mal einen Gegenstand oder Dinge auf den Boden werfen, macht es aber nicht, denn er erschreckt sich immer sehr, wenn er etwas kaputt macht oder jemandem weh tut. Das scheint für ihn ganz schrecklich zu sein. Manchmal wirft er sich in der Wut auf den Boden. Nachdem seine Schwester geboren wurde, hatte er sich eine Zeit lang in der Wut auf den Boden geworfen und mit seinem Kopf auf den Boden gehauen. Der Junge ist sehr ängstlich, hat Verlassensängste, z. B. wenn sein Vater auf Geschäftsreise geht und fragt: “Kommst du auch wieder?” Er reagiert sehr sensibel auf die Stimmung der Mutter, merkt sofort, wenn sie unausgeglichen ist, und er bekommt regelrecht Panik, wenn sich die Eltern streiten. Er kann mit negativen Situationen nicht umgehen. Er reagiert auch stark auf Stimmungen anderer. Er ist sehr auf feste Abläufe und Rituale fixiert, ist oft ängstlich in neuen Situationen. Wichtig für ihn sind feste Rituale, und wenn sich an diesen etwas ändert, schimpft er und weint.

Eine Geschichte wie die vom Räuber Hotzenplotz kann er nicht hören. Er hat Angst vor Gewitter. Überhaupt ist er extrem geräuschempfindlich, er mag keine Babyrasseln und beim Geräusch von Motorrädern bekommt er Panik. Von seinem Typ her ist er sehr fantasievoll, manchmal erzählt er irgendwelche Quatschgeschichten, oder er erfindet Reime. Er ist eher nachdenklich ernst, er lacht nicht auf den ersten Kontakt, ist eher ruhig und sehr verschmust; er will sich z. B. gerne fest an sein Kuschelfell ankuscheln. Er kuschelt auch sehr gern in einem Teppich oder in seiner Fließjacke. Er ist aktiv, man muss ihn nicht motivieren, er arbeitet gern, fegt, putzt oder kocht. Als Säugling hatte er direkt nach der Geburt eine Lungenentzündung, die antibiotisch behandelt wurde; er blieb 12 Tage in der Klinik von seiner Mutter getrennt. In den ersten 2 Monaten hat er immer nur geschriehen oder geweint, er hat schon im Schlaf angefangen zu schreien. Er war nie entspannt, lag ganz verkrampft im Bett mit einem immer angespannten Gesicht, die Fäuste waren beim Schlafen geballt. Auch heute hat er eine hohe Grundspannung. In dem Moment, wo er etwas tun soll, zieht er sich zusammen, erstarrt er, z. B. sich die Schuhe anziehen.

Er bekam die üblichen Impfungen, 4 x eine 6fach-Impfung und 2 x MMR. Auf 3 Impfungen hat er mit erhöhter Temperatur reagiert. Er ist Spätentwickler beim Krabbeln, Sitzen, Laufen und Sprechen und grobmotorisch ist er schwach bis heute, z. B. beim Springen, Laufen, auch beim Malen. Der erste Zahn kam mit 10 Monaten. Das Sprechen ist heute fast normal, er drückt sich sehr gewählt aus.

Abgesehen von leichteren bis mittleren Erkältungen und Fieberschüben war er bisher gesund. Der Junge ist weitsichtig und schielt mit dem rechten Auge nach innen. Seit Februar trägt er eine Brille. Die Augen tränen schnell bei Wind, vor allem das rechte Auge. Der Durst ist normal, Tee lässt er abkühlen. Großes Verlangen nach Butter, die könnte er pur essen. Er hat eine Abneigung gegen Eier, er isst sehr gerne Nudeln und Obst, Äpfel (3 am Tag). Milch trinkt er kalt. Er ist empfindlich gegenüber heißem Essen, aber auch zu kaltes Essen ist schwierig. Fleisch isst er nicht so gerne. Er hat einen sehr feinen Geschmackssinn. Er ist heute, mit 3 1/2 Jahren, immer noch inkontinent.

Seit 1 Jahr zeigt sich eine Tendenz zu Leberflecken. Er hat kalte, schwitzige Füße, die auch etwas riechen. Nur bei starker Anstrengung schwitzt er am Hinterkopf. Verfroren ist er nicht, er ist eher zu warm.

Familiäre Einflüsse: Die Großmutter mütterlicherseits hatte Asthma. Keine Tuberkulose. Mutter: BCG-Impfung, 2malige Tuberkulose-Testung (Tinetest).

Befund: Zähne zum Teil formverändert (Zapfen), im vorderen Bereich leicht gezähnelt. Etwas nach vorne gewölbter Bauch, Augenringe. Schüchtern.

Mittelgabe: Tuberculinum

Verlauf Ich gebe dem Jungen Tuberkulinum* XM 2 Globuli, und zwar vor allem aufgrund folgender Symptome: Wutanfälle, will nicht angesehen werden, will nicht angefasst werden, überempfindlich gegen laute Geräusche, empfindsam/feinfühlig, Verlangen nach Butter, Abneigung gegen Eier, Enuresis nocturna, formabweichende Zähne, Schlagen mit dem Kopf gegen die Wand.

Hinter der tuberkulösen Belastung erscheint mir Lycopodium das passende nächste Arzneimittel, das fast alle Symptome des Jungen abdeckt, und das ich im Hinterkopf behalte.

Verlauf: Bereits 1 Monat nach der Mittelgabe geht es dem Jungen sehr gut. Er hat fast keine Wutanfälle mehr. In seiner Selbstsicherheit hat er in den letzten 2 Wochen einen enormen Schub gemacht. Ein Sehtest 1 Monat nach der Einnahme zeigte eine deutliche Verbesserung, das Schielen ist kaum mehr sichtbar. Er ist auch nicht mehr so schreckhaft oder extrem panisch. Er ist nicht mehr so verkrampft und angespannt. Das Bettnässen hat aufgehört.

* Homöopathische Arzneien werden aufgrund der Symptomatik im individuellen Krankheitsfall verschrieben und sind nicht auf andere Krankheitsfälle übertragbar. Alle Namen im Text wurden geändert. Abkürzungen: = Besserung

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