Die N-jährige Patientin kommt am 27.11.2009 wegen Unfruchtbarkeit seit einem Jahr in Behandlung. Mehrere Therapieversuche u.a. mit ClomifenR N und Mönchspfefferpräparaten waren erfolglos.
Ihre chronischen Symptome sind: Unregelmäßige, eher schwache Menses alle fünf bis sieben Wochen, Schmierblutungen zwei Tage vor und nach der Regel, relativ dunkle Blutung zu Beginn der Regel, milchiger Ausfluss. Rückenschmerzen der LWS vor der Regel, wie abgebrochen, < vormittags, > durch Druck, Wärme und sobald die Regel einsetzt. Trockene Augen, rezidivierende Mundaphthen, Analfissuren, Empfindung von trockener Rektumschleimhaut, ca. dreimal im Jahr eine Sinusitis, ab und zu langanhaltende Tachykardie nach Aufregung. Als Kind hat sie sich oft Sorgen gemacht um Dieses oder Jenes, z.B. dass ihren Eltern oder Geschwistern etwas passieren könnte. Vor 9 Jahren war plötzlich ihr Vater gestorben – für sie ein Schock, sie hatte ein enges Verhältnis zu ihm. Sie hat viel geweint und ist heute noch traurig, wenn sie daran denkt. Seither hat sie Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte, z.B. ein schlechtes Ergebnis bei einer Laboruntersuchung. Sie ist immer schon sehr ungeduldig.
Für die Arzneiwahl repertorisiere ich folgende Rubriken: Menses, zu spät. Menses, schwach. Rückenschmerz, Menses vor. Allgemeines, Menses vor. Rückenschmerz Lumbalregion, wie zerbrochen. Rückenschmerz Lumbalregion, > Druck. Fluor, milchig. Mund, Aphthen. Rektum, Fissur. Furcht vor drohender Krankheit. Beschwerden durch Kummer. Ungeduld. Sterilität [N Synth.]
Sie bekommt ab 10.12.09 Natrium muriaticum Q6 Tropfen jeden zweiten Tag und nach dem 11.01.10 Natrium muriaticum Q9 Tropfen.
Am 8.02.10 berichtet sie, dass sie in den letzten Wochen viel Stress gehabt hatte und dabei so ruhig war wie nie. In den ersten Tagen der Einnahme fühlte sie sich müde. Ihre Augen waren extrem trocken, seither sind sie es nicht mehr. Sie hatte seit Behandlungsbeginn keine Tachykardien und keine Aphthen mehr, der Ausfluss ist weniger geworden, seit Ende Dezember ist ihre Afterfissur nicht mehr aufgegangen. Sie schläft gut, der Stuhlgang ist besser – vorher war er oft trocken und hart wie Schafskot, wie sie jetzt neu berichtet. Der Ultraschall beim Frauenarzt am 26.01.10 ergab, dass es im letzten Zyklus keinen Eisprung gab.
Außerdem erzählt sie, dass sie vor N Tagen eine Blasenentzündung gehabt hatte, mit einem unangenehmem Brennen der Blase < beim Sitzen und am Ende des Urinierens. Sie hatte tags zuvor lange Zeit auf einem kalten Stuhl gesessen und kalte Füße gehabt.
Obwohl die Blasenentzündung schon von selbst wieder verschwunden ist, nutze ich am 8.02. die Gelegenheit der Patientin nach jetzt zwei Zyklen Q-Potenz ein Zwischenmittel zu geben, das komplementär zu Nat-m. ist, und gebe ihr Pulsatilla – das Mittel, das bei der Blasenentzündung akut angezeigt gewesen wäre. Sie nimmt Puls. C200* 1 Glob. pur und am nächsten Abend 2 Glob. aufgelöst in 5 EL Wasser, davon 2 EL.
Am 1.03. wird beim Frauenarzt ein 19 mm großer Follikel gemessen. Am 3.03. spürt sie ihren Eisprung, am nächsten Tag hat sie eine leichte Schmierblutung. Um die Zeit des Eisprungs herum spürt sie ein Stechen im Unterleib. Diesmal ist alles anders, sie hat ein Ziehen im Rücken, die Brust spannt: Sie ist schwanger.
*Homöopathische Arzneien werden aufgrund der Symptomatik im individuellen Krankheitsfall verschrieben und sind nicht auf andere Krankheitsfälle übertragbar.
Alle Namen im Text wurden geändert.
Abkürzungen: < = Verschlimmerung, > = Besserung