Frau D., Multiple Sklerose – Schub

Frau D. hat seit 17 Jahren Multiple Sklerose. Sie kam 2004 mit einer progredienten Verschlechterung in Behandlung. Damals hatte sie eine Schwäche der ganzen linken Seite, einen Tremor der Finger, eine Pelzigkeit beider Hände, Parästhesien und Nervenschmerzen an verschiedenen Körperstellen. Alle Beschwerden verschwanden durch die homöopathische Behandlung innerhalb von 6 Monaten, die Hauptmittel waren Silicia, Natrium muriaticum und Pulsatilla*.

2 ½ Jahre später, hat Frau D. zum ersten Mal wieder einen schweren MS-Schub. Die Vorgeschichte war, dass sie Schmerzen in der rechten Schulter bekam und einen Orthopäden aufsuchte, der ihre Schmerzen mit einer Stoßwellenbehandlung behandelte. Die Stoßwellen-behandlung besserte zwar ihre Schulterschmerzen, aber zwei Wochen später bekam sie einen MS-Schub. Dabei hat sie folgende Symptome:
Frau D. fühlt sich nervös, innerlich aufgewühlt, als wenn man Kaffee trinkt. Sie hat eine große Müdigkeit und konfuse Gedanken. Schwindel und Übelkeit, besonders morgens nach dem Aufstehen. Sie sagt: „Die MS ist wieder da.“ Sie sagt mir, sie spürt richtig, wie die MS in ihrem Körper arbeitet: Sie hat Stiche an verschiedenen Körperstellen – am Rücken, den Armen und in Richtung Kopf, schlimmer bei Wetterwechsel. Die Stiche gehen von außen nach innen. Am rechten Oberarm hat sie stechend-beißende, manchmal brennende Schmerzen, die in den Unterarm ausstrahlen. Sie schildert mir ihre Empfindungen ganz spontan. Sie hat brennende Schmerzen um den Rippenbogen, ein Pulsieren in den Schläfen, und ein Kribbeln und Ameisenlaufen in Kopf, Händen und Beinen. Alle ihre Symptome verschlimmern sich bei körperlicher Anstrengung und beruhigen sich in Ruhe. Sie sind morgens schlimmer, abends fühlt sie sich besser. Außerdem ist ihre Nase verstopft, der Schnupfen ist gelb und zäh.

Fallanalyse

Die Fallanalyse scheint auf den ersten Blick schwierig zu sein. Frau D. hat zwar intensive Mißempfindungen wie die Stiche und das Brennen. Aber diese Empfindungen hat sie an verschiedenen Körperstellen. Sie lassen sich nicht genau lokalisieren. Die Mittelwahl wird unsicher, wenn diese Empfindungen nur an den betreffenden Orten wie Oberarm und Rücken repertorisiert werden.

Und ihre Modalitäten -die Verschlimmerung morgens und Besserung durch Ruhe- hat sie bei mehreren Symptomen. Dies alles ist ein Nachteil für die homöopathische Repertorisierung (Mittelwahl) mit dem Standardwerk von J.T. Kent oder einem der gängigen Computerprogramme, aber es ist ein großer Vorteil für die Methode nach Bönninghausen. Das Therapeutische Taschenbuch (TB) von Bönninghausen eignet sich immer dann, wenn ein Patient eindeutige Modalitäten, Empfindungen und Allgemein¬symptome hat. Besonders, wenn sich die Empfindungen oder Modalitäten auf mehrere Körperbereiche beziehen. Dann arbeite ich mit dem TB und nicht mit dem Repertorium von Kent.

Im Repertorium von Kent und seinen Nachfolgern werden die vollständigen Symptome der Materia medica ins Repertorium eingearbeitet. Das Symptom bleibt erhalten. Ein Beispiel: „Stechender Schmerz im Oberarm < durch Bewegung“ steht im Kent unter „Extremities – pain – stitching – upper arm – motion agg.“ Im TB dagegen sind die Prüfungssymptome in ihre einzelnen Elemente zerlegt. Sie stehen sortiert nach Orten, Empfindungen und Modalitäten.

Der stechende Schmerz im Oberarm, der sich durch Bewegung verschlimmert, steht im TB in drei Rubriken: „Stechen – Oberarm – < Bewegung“

Eine Empfindung wie „Stechen“ müssen Sie nicht an verschiedenen Orten suchen, sie stehen in einer Rubrik. Durch diesen Aufbau hat das TB weniger Rubriken als der Kent. Es hat überwiegend große Rubriken, weil alle Mittel, in deren Prüfung ein Symptomenbestandteil auftrat, in einer Rubrik zusammen¬geführt werden. So stehen alle Mittel, in deren Prüfung ein Stechen auftrat, unter der Rubrik „Stechen“.

Repertorisation

Wenn ich nun mit dem TB repertorisiere, kombiniere ich die einzelnen Elemente der Patientensymptome. Ich nehme nicht die ganzen Symptome. Ich zerlege die Symptome des Kranken in ihre einzelnen Elemente. Und diese Elemente repertorisiere ich.

Diese Repertorisation wird „Kombinationsmethode“ genannt, das bedeutet: Die Elemente, aus denen das Symptom zusammengesetzt ist, werden miteinander kombiniert.

Auf Frau D. angewendet bedeutet dies: Ich nehme alle charakteristischen Symptomelemente ihres MS-Schubes in die Repertorisation:

Ihre Empfindungen:

  • Stechen, von außen nach innen, an verschiedenen Stellen
  • < Wetterwechsel • Stechen-Beißen: re. Oberarm • Brennen: Oberarm, Rippenbogen • Pulsieren: Schläfen • Kribbeln: Kopf, Hände, Beine • < Anstrengung, > Ruhe, > abends, < morgens

die Modalitäten:

  • Stechen, von außen nach innen, an verschiedenen Stellen
  • < Wetterwechsel • Stechen-Beißen: re. Oberarm • Brennen: Oberarm, Rippenbogen • Pulsieren: Schläfen • Kribbeln: Kopf, Hände, Beine • < Anstrengung, > Ruhe, > abends, < morgens

und die Begleitsymptome:

  • nervös, innerlich aufgewühlt
  • Gedankenandrang
  • Müdigkeit
  • Schwindel, Übelkeit < morgens
  • Nase verstopft, gelbe Absonderung

Phosphorus* steht klar an erster Stelle. Es hat alle Symptome außer dem beißenden Schmerz im charakteristischen 3. oder 4. Grad. Ich vergleiche Frau D´s Symptome mit den originalen Arzneimittelprüfungen (Materia medica) und finde das Mittel bestätigt.

Das bedeutet: Nach der Repertorisation mit dem TB und dem Materia medica-Vergleich gebe ich Frau D. mit großer Sicherheit ihr passendes Mittel. Ich weiß im Voraus, dass Phosphorus* mit größter Wahrscheinlichkeit helfen wird. Das ist es, was Hahnemann im §3 des Organon „Heilungsgewißheit“ nennt.

Mittelgabe

Ich gebe Frau D. Phos.* C200. Am ersten Tag bekommt sie es pur, am zweiten Tag löst sie 1 Glob. in 6 EL Wasser auf, davon nimmt sie 1 EL. Am dritten Tag nimmt sie noch einen EL der Lösung. Den Rest soll sie wegschütten. Die Dosierung erst pur, dann aufgelöst, habe ich oft sehr erfolgreich angewandt.

Verlauf

Alle Symptome beruhigen sich innerhalb weniger Tage und sind nach 10 Tagen ganz verschwunden. Auch die Nervosität, der Schwindel und die Müdigkeit sind weg. Verglichen mit ihren Schüben, die sie vor der homöopathischen Behandlung hatte und die mit Cortison behandelt wurden, ist die Besserung schnell und vollständig. Frau D. ist vollkommen enthusiastisch und bedankt sich überschwänglich.

*Homöopathische Arzneien werden aufgrund der Symptomatik im individuellen Krankheitsfall verschrieben und sind nicht auf andere Krankheitsfälle übertragbar.
Alle Namen im Text wurden geändert.

Abkürzungen: < = Verschlimmerung, > = Besserung

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