Die 20-jährige Patientin kommt am 11.10.2007 wegen Angst- und Panikattacken, Übelkeit, Bauchschmerzen und Schwindel. Die Panickattacken begannen vor 9 Monaten plötzlich von einem Tag auf den anderen: Erst wird ihr übel, dann bekommt sie Herzrasen mit Angst, und schließlich wird ihr schwindlig und heiß. Die Attacken treten in Situationen auf, in denen Sie einen Ort nicht sofort (d.h. im Zeitraum einer halben Stunde) verlassen kann, in einem Auto, in der Bahn, in einem Saal.
Dabei ist es nicht so wichtig, ob nur ein paar Leute da sind oder der Raum voll ist – es reicht schon das Gefühl, dass die anderen ihre Angst mitbekommen. Anfangs war ihr mehrmals am Tag übel. Jetzt hat sie morgens nach dem Aufwachen Bauchweh, der Bauch ist aufgebläht und es rumort darin, das dauert etwa 2 Stunden lang. Es kommt ihr vor, als würden die Bauchschmerzen durch die Blähungen ausgelöst, irgendwann geht die Luft ab und es wird besser. Übelkeit tritt auch in Situationen auf, wenn ihr etwas Neues begegnet, wenn sie aufgeregt ist, z. B. vor einem Arztbesuch.
Der Schwindel ist eher wie ein flaues Ohnmachtsgefühl, und sie möchte sich lieber hinlegen. Seit etwa 3 Wochen bekommt sie ab und zu eine neue Art von Drehschwindel; der Schwindel wird ausgelöst durch Drehen des Kopfes. Diesen Schwindel hat sie alle 2 Wochen. Sie war deswegen beim Neurologen. Der meinte, es sei eine Art von Migräne. Der Schwindel ist schon 2 x ca. 1 Stunde nach dem Aufstehen aufgetreten, einmal schon direkt beim Aufwachen. Er wird schlimmer durch jede Bewegung und bessert sich nach Schlaf. Die Hitze während der Angstattacken tritt im Oberkörper und im Gesicht auf. Schon immer hat sie Platzangst. Sie fährt schon seit langem nicht mit dem Fahrstuhl, und meidet alles, was räumlich enger ist, Flugzeug, Tunnel.
Seit ungefähr 3 Jahren hat die Patientin ca. 1 x pro Woche Kopfschmerzen, vor allem im Schläfenbereich. Die Kopfschmerzen beginnen im Nacken und ziehen dann in den Vorderkopf und in die Schläfen, sie werden ausgelöst durch schlechte Raumluft, z. B. an der Uni. Sie bekommt Herzrasen und Bauchweh auch, wenn sie Kaffee trinkt. Sie hat eine Abneigung gegen fette Speisen.
Sie nimmt seit einigen Jahren die Anti-Baby-Pille. Vorher war ihre Regel nicht so regelmäßig, sie weiß es nicht mehr. Seither hat sie ab und an eine Blasenentzündung. Sie auch öfters eine vaginale Pilzinfektion, meistens nach der Periode, oder wenn sie Antibiotika genommen hat. Sie hat wässrigen bis schleimigen, milchartigen Ausfluss. Sie braucht frische Luft, ein Tag ohne dass sie an die frische Luft kommt, ist für sie nicht denkbar. Außerdem hat sie eine Erkältungsneigung. 5 x im Jahr hat sie irgendeinen Infekt, eine Angina oder Schnupfen. Früher hatte sie sehr oft Scharlach, der meistens mit Antibiotika behandelt wurde.
Von ihrer Stimmung her ist sie eher nachdenklich und neigt zu Verlustängsten. Seit etwa
4 Jahren hat sie das Gefühl, sie sei vergewaltigt worden, dadurch sexuelle Unlust.
Untersuchungsbefund: Die Zunge ist belegt, gezähnelte Zähne, einige Leberflecken, Storchenbiss.
Ich bearbeite diesen Fall mit dem therapeutischen Taschenbuch nach Bönninghausen und gebe der Patientin Pulsatilla* in aufsteigenden Q-Potenzen, in der Q6, Q9 und Q18, und zwar aufgrund folgender Symptome: Herzklopfen mit Angst, Übelkeit. > Blähungsabgang, < Gemütsbewegungen, < Zimmerwärme, Verlangen nach frischer Luft, < Kaffee, milchartiger Ausfluss, < Drehen des Kopfes, Angst und Furcht, innerer Kopf/Schläfen, Furcht in engen Räumen. Außerdem empfehle ich ihr, sofort die Pille abzusetzen, was sie auch macht.
Verlauf
Die Angst- und Panikattacken verschwinden vollständig innerhalb von 6 Wochen. Sie hatte inzwischen auch mehrere Prüfungen, wo keine Panik aufgetreten ist. Fast alle ihre Beschwerden wie Übelkeit, die Bauchschmerzen, die Hitzegefühle, der Drehschwindel, Kopfschmerzen sind verschwunden. Ausfluss und sexuelle Unlust sind unverändert.
*Homöopathische Arzneien werden aufgrund der Symptomatik im individuellen Krankheitsfall verschrieben und sind nicht auf andere Krankheitsfälle übertragbar.
Alle Namen im Text wurden geändert.
Abkürzungen: < = Verschlimmerung, > = Besserung