Frau Mai wacht im April 2007 morgens mit einem riesigen Schrecken auf. Beim Frühstück bemerkt sie, dass ihr Herz stolpert und Extraschläge macht – bis zu diesem Zeitpunkt war sie vollkommen gesund gewesen. Sobald sie sich hinlegt, wird ihr übel.
Frau Mai wird ins Krankenhaus eingewiesen.
Im EKG hat sie alle 10 Sekunden sog. supraventrikuläre Extrasystolen, z. T. Salven. Außerdem ventrikuläre Extrasystolen, Tachykardien, Bradykardien und Arrhythmien.
Sie hat außerdem immer wieder das Gefühl, als baut sich innerlich ein wellenartiger Druck auf, der langsam vom Bauch bis in den Kopf aufsteigt, und dann vom Herzen aus wieder nach unten hin verschwindet. Liegen verschlechtert. Sie fühlt sich innerlich unruhig und hat das Gefühl, sie müsse herumgehen. Häufig Schwindel. Beim Aufstehen wird ihr schwarz vor den Augen. Der Schwindel bessert sich beim Gehen.
Im Juni kommt sie in meine Behandlung. Sie hat mehrmals täglich ein Stechen im Herz. Außer dem Stechen beschreibt sie ein „sich Winden im Herzbereich, wie wenn sich da innen etwas schlängelt“ oder „hindurchwindet“. Im Anschluss daran spürt sie eine Unruhe im Herzbereich, und einen Druck, der von unten hochsteigt.
Seit die Herzrhythmusstörungen angefangen haben, kam ihre Menstruation zweimal zu früh – sie war bisher regelmäßig alle 4 Wochen. Sie fühlt sich müde und abgeschlagen. Jede körperliche Anstrengung ist ihr zu viel. Kein Appetit. Immer wieder Übelkeit. Sie hat seit etwa 1 ½ Jahren einen unerholsamen Schlaf.
Fallanalyse:
Ich beziehe alle charakteristischen Symptome seit Krankheitsbeginn in die Arzneiwahl mit ein: Das Herz als betroffenes Organ, den wellenartigen Schmerz, die Empfindung eines Windens, die > durch Bewegung, die < im Liegen, den stechenden Schmerz, die zu frühe Menstruation und den Schreck als möglichen Auslöser. Bei der Auswertung steht Platinum* weit vorne. In der Materia medica (Verzeichnis der homöopathischen Arzneimittelprüfungen) steht bei Platinum*:
- Atembeklemmung mit warmem Aufsteigen, von der Herzgrube bis in das Halsgrübchen.
- Klammschmerz in der linken [Brust]Seite, schwach steigend und ebenso abnehmend.
- Stiche, erschreckende, in der linken Seite.
Ausführliche Arzneimittellehre von G.H.G. Jahr, Seite 379
Verlauf
Ich gebe Frau Mai Platinum* XM 2 Globuli abends vor dem Schlafengehen. Die Herzbeschwerden und das wellenartige Druckgefühl sind nach 14 Tagen deutlich besser, nach 4 Wochen hat Frau Mai keinerlei Beschwerden mehr. Die Rhythmusstörungen und Schmerz-empfindungen sind verschwunden, ebenso die Müdigkeit. Der seit einem Jahr gestörte Schlaf ist wieder erholsam.
*Homöopathische Arzneien werden aufgrund der Symptomatik im individuellen Krankheitsfall verschrieben und sind nicht auf andere Krankheitsfälle übertragbar.
Alle Namen im Text wurden geändert.
Abkürzungen: < = Verschlimmerung, > = Besserung