Frau Walter verliert seit zwei Jahren ihre geistigen Fähigkeiten. Tagsüber wird sie in einer Tagespflege betreut, nach Feierabend kümmert sich ihr Sohn um sie.
Sie weiß abends nicht, was sie tagsüber in der Pflege getan oder was sie mittags gegessen hat. Sie kennt weder ihren Geburtstag noch den Wochentag. Kopfrechnen ist nicht möglich, sie kann sich nicht selbst an- und ausziehen.
Sie erzählt Dinge ohne jeden Zusammenhang, sie hat keine Orientierung: Läuft nachts aus dem Haus und weiß nicht, wo sie ist. Letztes Jahr behauptete sie, ein Kind schreie. Sie hat für das Kind etwas gekocht und nach draußen gestellt. Nachts bildet sie sich ein, die Nachbarn machen Krach. Frau Walter zieht die Rolläden hoch, um zu schauen, wer den Radau macht.
Sie sieht Fremde in der Wohnung, meint, ihre Enkelin drehe bei ihr einen Sexfilm. In der Tagespflege sitzt sie teilnahmslos herum. Frau Walter sieht krank und blass aus. Sie hat Ohrgeräusche, Verstopfung mit Blähbauch, schwankenden Blutdruck, Ödeme der Beine, starke Arthrose, Schmerzen in der rechten Hüfte und eine große Warze.
Ich gebe ihr täglich eine homöopathische Hochpotenz (Lycopodium*) in Tropfenform.
Nach einer Woche wird Frau Walter aufmerksamer und wacher.
Nach drei Wochen ist sie nicht mehr so träge, sie nimmt sozial teil, statt teilnahmslos herumzusitzen. Sie ist aufmerksam bei den Menschen in ihrer Umgebung und unterhält sich aktiv. Redet nur noch selten verwirrt.
Frau Walter steht jetzt früh auf, zieht sich wieder allein an, wischt Staub und spült Geschirr.
Die schulmedizinischen Medikamente werden schrittweise reduziert und einige ganz abgesetzt. Ohrgeräusche stören sie nicht mehr, die Hüftschmerzen werden 80 % besser. Selten hört sie nachts noch Stimmen, sie sieht wesentlich rosiger aus und hat regelmäßig Stuhlgang.
*Homöopathische Arzneien werden aufgrund der Symptomatik im individuellen Krankheitsfall verschrieben und sind nicht auf andere Krankheitsfälle übertragbar.
Alle Namen im Text wurden geändert.