Eine 34-jährige Frau kommt am 20.07.1994 wegen starker Beschwerden am After in die Sprechstunde. Sie hat seit gestern drückende Schmerzen am After. Es habe plötzlich am späten Nachmittag angefangen; zunächst habe sie ein Brennen, dann ein zunehmendes Druckgefühl gespürt. Die Untersuchung zeigt einen livide-bläulichen, ca. 1 x 1 cm großen Knoten am äußeren Afterrand.
Diagnose: Frische perianale Thrombose.
Schon drei Tage vorher bestanden Schmerzen im Lendenwirbelbereich; vier Tage zuvor habe sie sich möglicherweise unterkühlt, denn sie habe bei kaltem Wind mehrere Stunden einen nassen Badeanzug getragen. Mit dem Rücken habe sie immer wieder einmal Probleme; sie sei auch diesmal zu ihrem Chiropraktiker gegangen, der sie „eingerenkt“ habe. Die Beschwerden seien daher gestern fast weg gewesen.
Sie habe schon früher ab und zu mal ein Druckgefühl am After gehabt. Während der Schwangerschaft – die Patientin hat eine Tochter – hatte sie ein kleines Knötchen am Anus getastet. Die jetzigen Beschwerden bessern sich durch kaltes Wasser oder Auflagen von kühlem Quark, fragliche Besserung auch im Liegen. Die Beschwerden verschlimmern sich beim Aufstehen, bei Druck und Berührung und waren am gestrigen Abend schlimmer.
Neben dem Druckgefühl habe sie auch ein Spannungsgefühl sowie ab und zu einen Juckreiz am After, der nach Stuhlgang stärker sei. Nach dem Stuhlgang habe sie außerdem ein Wundheitsgefühl im Darm. Überhaupt sei der After sehr empfindlich, „wie wund“.
Ich gebe ihr Sulfur* C200 zwei Globuli.
Verlauf
Die Patientin war kurz nach der Konsultation in Urlaub gefahren und kam erst am 26.08.1994 wieder in die Sprechstunde. Sie berichtet, dass direkt nach der Einnahme des Mittels das Spannungsgefühl schlimmer geworden sei, dann habe der Druckschmerz innerhalb der nächsten zwei Tage deutlich nachgelassen und ist ganz verschwunden.
Nachuntersuchung: Deutliche Verkleinerung der thrombosierten Hämorrhoidalknotens, durch Betasten kein Druckschmerz mehr.
*Homöopathische Arzneien werden aufgrund der Symptomatik im individuellen Krankheitsfall verschrieben und sind nicht auf andere Krankheitsfälle übertragbar.
Alle Namen im Text wurden geändert.
Abkürzungen: < = Verschlimmerung, > = Besserung